Es ist schlichtweg unmöglich Kimme, Korn und Spiegel gleichzeitig scharf zu sehen. In der ersten Phase des Zielens konzentriert man sich auf den Spiegel der Scheibe und toleriert ein vertikales Schwanken des Laufmündung im Rhythmus der Atmung.
Die zweite Phase beginnt mit einem leichten Ausatmen. Jetzt konzentriert man den Blick auf die Kimme der Waffe und hat einige Augenblicke Zeit das Ziel genau anzuvisieren und abzuziehen. Spätestens wenn man das Gefühl hat wieder Luft holen zu müssen oder man bewusst anfängt über den Schuss nachzudenken, sollte man den Versuch abbrechen und die Waffe wieder absenken.
Abziehen
Damit niemand in Selbstzweifel versinkt sei angemerkt, dass es keinem Menschen vergönnt ist die Waffe längere Zeit völlig zitterfrei im Ziel zu halten. Die aus diesem leichten Zittern oder Schwanken resultierenden Zielfehler sind jedoch meist geringfügig gegenüber dem "Abkommen", dass durch ein Verreißen des Abzugs entsteht. Zwar sind Waffen mit Stecher wegen des geringen Abzugsgewichts weniger empfindlich gegen Durchreißen, dennoch muss man darauf achten den Abzug gleichmäßig und parallel zur Laufachse durchzuziehen.
Nachhalten
Typische Fehler, die vom Durchreißen des Abzugs verursacht werden, sind das Verkanten der Waffe oder Hochschüsse. Weil diese Fehler oft systematisch auftreten, d.h. bei aufeinanderfolgenden Schüssen wiederholt werden, lassen sie sich aus dem Trefferbild nur schwer ablesen. Daher zielt man nach dem Brechen des Schusses weiter auf die Scheibe und beobachtet, in welche Richtung man abgekommen ist. Diesen Vorgang bezeichnet man als "Nachhalten".
Das Nachhalten dient nicht nur der Selbstdiagnose, sondern ist auch aus technischer Sicht erforderlich. Zwischen dem Auslösen des Abzugs und dem Zeitpunkt, zu dem die Kugel den Lauf verlässt, vergehen Millisekunden. Im Vergleich zu den schnellen Perkussionsschlössern, zünden Steinschlösser sehr gemächlich und stellen daher entsprechend hohe Anforderungen an die Kunst des Schützen.
Fehlererkennung: Nachfolgend einzelne typische Fehlermöglichkeiten (für Rechtshänder, sofern es Schützenfehler sind) in Stichworten:
Bild 1: Hochschuss: Starke Lauf- oder Munitions-erwärmung, gelockerte Laufbefestigung, verstelltes Visier, Visierfehler (Hochkorn, fehlender Abstand zwischen Spiegel und Visierung), Abziehfehler (unbewusstes Zurückziehen der Waffe beim Auslösen). Bild 2: Tiefschuss: Falsche VisiereinsteIlung, zu schwach geladene Munition, Visierfehler (Tiefkorn oder nicht geschwärztes Korn), zu hastiges Absenken der Waffe nach der Schussabgabe, nachlassende Haltekraft. Bild 3: Linksschuss: Visierfehler (Korn klemmt links), Abziehfehler (Abzugsfinger zieht schief ab oder liegt am Griff an), Griff zu klein für die Schützenhand. Bild 4: Rechtsschuss: Visierfehler (Korn klemmt rechts), Schützenfehler (Daumen wird zu kräftig an den Griff bzw. Schaft gepresst oder zu weit abgespreizt), Griff zu groß für die Schützen hand. Bild 5: Hochschuss links: Visierfehler (links verkantete Waffe, links geklemmtes Hochkorn), Abziehfehler (Waffe wird schief abgezogen oder der Abzugsfinger liegt am Griff an und zugleich wird beim Auslösen die Waffe zurückgezogen), Schussangst (Waffe wird beim Abziehen nach vorne geschoben), Konzentrationsfehler (Waffe wird nach dem Schuss zu schnell abgesenkt). Bild 6: Tiefschuss links: Abziehfehler (ruckartiges Reißen am Abzug), mangelnde Haltekraft. Bei rechtshändigen Gewehrschützen: Zu festes Setzen der Waffe in der Schulter. Bild 7: Hochschuss rechts: Zu starkes Anpressen des Daumens an den Griff oder mangelnde Haltekraft bzw. Nachgeben mit dem Handgelenk. |
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Bild 8: Tiefschuss rechts: Zu starker Druck der Haltefinger auf den Griff, Schwäche des Handgelenks, ruckartiges oder zu kräftiges Abziehen.
Bild 9: Senkrechte Streuung: Mangelnde Haltekraft, zu enge FußsteIlung bzw. falsche Grundstellung, senkrechtes Verreißen der Waffe beim Abziehen, falsche Atemtechnik (auch bei Gewehrschützen). Munitionsfehler (unterschiedliche Ladungen, unterschiedliche Hülsen, unterschiedlich fester Geschoßsitz). Bild 10: Waagerechte Streuung: Instabile Armhaltung (Arm pendelt seitlich), zu breite FußsteIlung (Körper pendelt), seitliches Verreißen der Waffe beim Abziehen, Visierfehler (mangelnde Konzentration), unterschiedlich festes Halten der Waffe, zu kleiner oder zu rutschiger Griff. Bild 11: Mangelhaftes Schussbild: Waffenfehler (verbleiter Lauf, lockere Visierteile, verschlissene Waffe), Munitionsfehler (schwankende Qualität), Schützenfehler (mangelnde Konzentration beim Visieren und Abziehen, mangelnde Haltekraft, falsche Atemtechnik, Sehfehler). Bild 12: Extreme Streuung: Waffen- oder Munitionsfehler wie bei Bild 11, Schützenfehler (fehlendes Training, schlechte Kondition bzw. gesundheitliche Störungen, Zielfehler durch Fehlsichtigkeit, bewusstes Auslösen bzw. Verreißen des Schusses durch Schussangst), Anfängerfehler. |